Um 9 Uhr morgens ging es los. Wir haben „Bushman“ wie vereinbart vor dem Café Maria getroffen. Er ist weiß, hat lange blonde Haare und sieht ein bißchen vom Leben mitgenommen aus. Er auf Bequia geboren, stammt also von den schottischen Einwanderern Bequias ab. Und er liebt den Bush. Wie er uns erzählte hat er schon als junger Mann oft für mehrere Tage im Bush gewohnt. Er ist dann einfach mit Schlafsack und Hängematte und genügend Wasser losgezogen um dort zu übernachten. Bequia hat keinen Regenwald, sondern Bush. Haben wir gelernt.
Bushman kennt sich wirklich sehr gut aus. Auf der Insel, welche Tiere dort leben, welche Pflanzen es gibt. Er zeigte uns verschiedene Heilpflanzen, aber auch einige giftige Pflanzen und erklärte sie uns. Und er führte uns an wirklich unglaublisch schöne Plätze mit gigantischer Aussicht.
Es ist erstaunlich welche noch so kleinen Tiere er im Vorbeigehen entdeckt. Es gibt Krebse, die in einem Schneckenhaus wohnen. Diese werden von den Einheimischen gesammelt und als Köder zum Angeln verwendet. Wir haben viele Eidechsen gesehen, aber leider wieder keine Leguane. Obwohl Bushman uns extra an eine Stelle geführt hat, an der sich üblicherweise viele Leguane aufhalten. Aber ich fürchte, dass wir keine gesehen haben liegt daran, dass die Leguane auf Bequia gejagt und gegessen werden. Bushman sagte uns, es gäbe eigentlich nur eine 3-monatige Jagdzeit auf Bequia. Aber es würde sich niemand daran halten. Ein besonderer Eintopf wäre Leguan-Opossum-Huhn und Gemüse. (Das war kein Scherz, wie ich zuerst gehofft hatte)
Über das Thema Walfang konnten wir uns nicht so richtig unterhalten. Denn es ist offenbar wirklich so wie es auch schon in unserem Reiseführer steht, dass die Einwohner von Bequia sehr stolz auf ihre Walfang-Tradition sind. Die Wale werden hier noch immer wie früher mit kleinen Booten und mit Harpunen gejagt, nicht mit irgendwelchen Maschinen oder Gewehren. Bushman fand es auch unmöglich, dass Greenpeace in diesem Jahr während der Walfangsaison vor der Küste auf- und abfuhr. Ich freue mich, denn sie haben wohl dieses Jahr wirklich keinen Wal getötet. Das Walfleisch wird doch wirklich nicht mehr benötigt, um die Bevölkerung zu ernähren.
Aber um zu unserer Wanderung zurück zu kommen. Wir haben wirklich schöne Wege kennengelernt und viel gesehen. Unsere Wanderung dauerte gut drei einhalb Stunden. Bushman wanderte zielstrebig vor uns her und unterhielt uns mit allerlei Geschichten und dazwischen rauchte er den einen und anderen Joint. 🙂
Mich hätte das ja völlig umgehauen, aber er marschierte eifrig drauf los. So dass Berthold und ich uns manchmal bemühen mußten hinterher zu kommen.
Am Ende der Wanderung haben wir uns noch eine Turtle-Farm angeschaut. Ein jetzt ca. 75 jähriger Mann leitet diese Turtle-Farm. Sammelt die Tiere ein, päppelt sie auf oder zieht die Gelege groß, bis sie bessere Überlebenschancen haben und läßt die Tiere dann wieder frei.
Zu diesem Mann hat Bushman uns eine abenteuerliche Geschichte erzählt: Der Mann war mit seinen Eltern und seiner Schwester mit einem Schiff unterwegs, das in Seenot geriet. Das Schiff ging unter und mit ihm die ganze Familie, außer ihm, der sich an einer Planke 20 Tage festgehalten und überlebt hat. Fischer wurden auf ihn aufmerksam, weil sie Delfine beobachteten, die sich komisch verhielten und diese Planke wohl schubsten. So wurde er vor Bequia gerettet und möchte seit her, dem Meer etwas zurück geben und macht dies mit seiner Turtle-Farm.
Na ihr seht, es war eine recht aufregende Wanderung. Mit vielen Geschichten, 4 Joints für Bushman und einer Menge Eindrücke. Nach den dreieinhalb Stunden über Stock und Stein, bergauf, bergab waren Berthold und ich total erledigt. Zurück im Cafe Maria haben wir jeder ein Creolisches Chickencurry gegessen, Cola getrunken und uns auf unser Schiff gefreut, wo wir dann erst einmal ins kühle Meer gesprungen sind, um danach nichts mehr zu tun.