608,96 sm auf dem Atlantik – Ziel: La Graciosa

La Graciosa bedeutet „die Anmutige“, sie ist die nördlichste bewohnte kanarische Insel.

Wir sind angekommen! Vor 5 Tagen sind wir in Gibraltar morgens um 9 Uhr gestartet. Antonio und Christian haben uns die Leinen gelöst und uns von der Kaimauer abgestoßen, weil es schon ziemlich eng war in dem Hafen. Es war ein herzlicher Abschied. Als nächstes sind wir zur Tankstelle gefahren und haben zollfreien Diesel getankt. Das hat sich wirklich gelohnt. Ca. 50 Cent kostete der Liter Diesel.

1.127,79 km lagen vor uns. Wir waren voller Abenteuerlust und Neugier darauf, was uns in den nächsten Tagen erwartet. Laut mehrerer Wettermodelle sollte es ein gemütliche Überfahrt werden mit schönem Genakerwind von hinten bei 15 Knoten. Wir hatten uns auf eine Fahrt von 6 Tagen eingerichtet.

Es ist schon immer ein bißchen aufregend auf der Straße von Gibraltar zu fahren. Dort drängt sich wirklich unglaublich viel Schiffsverkehr. Wobei man ja sagen muss, dass die riesigen Frachter und Passagierschiffe gar nicht so das Problem sind, vielmehr die Fischer sind es auf die man wirklich gut aufpassen muss. Aber am Abend des nächsten Tages hatten wir die Straße von Gibraltar endgültig hinter uns gelassen. Um unsere Route ein bisschen zu beschreiben: wir sind erst einmal durch die Straße von Gibraltar durch und dann erst einmal ein ganzes Stück geradeaus in Richtung Westen um genügend Abstand zur Küste von Marokko zu halten. Danach sind wir nach links abgebogen in Richtung Kanarische Inseln.

Am zweiten Tag hatten wir ein ganz besonderes Erlebnis auf See. Unser Schiff war umringt von Delfinen. Es war wirklich so wunderschön. Ich lag bäuchlings auf dem Netz und hatte wirklich das Gefühl ich könnte sie anfassen. Sie schwammen um die Kufen und sprangen vor dem Schiff auf und ab. Und es waren soooo viele!!!!! Dieses Schauspiel dauerte bestimmt eine halbe Stunde.

Bis hierhin hört sich das ja alles sehr schön und romantisch an, aber ganz so war die Überfahrt dann doch nicht. Und ich weiß eines, wenn ich mal irgend jemanden kennenlerne der beruflich Wettermodelle herstellt, dem werde ich mal etwas erzählen. Und euch kann ich sagen, diese Menschen schreiben glaube ich einfach irgendwas dahin und bekommen auch noch Geld für ihre Märchen die sie schreiben.

Aus den vorhergesagten angenehmen 15 Knoten Wind wurden locker im Durchschnitt 25 Knoten Wind, Höhepunkte waren 33 Knoten. Wir hatten ja in Gibraltar schon den Genaker (Leichtwindsegel 92 qm groß) hochgezogen, damit wir ihn auf See nur öffnen müssen. Aber er kam eigentlich nur am letzten Tag unserer Reise, also heute, ca. 5 Stunden vor unserer Ankunft in La Graciosa zum Einsatz. Dann hatten wir nämlich die versprochenen 16 Knoten Wind. Die komplette restliche Zeit sind wir nur mit der Genua (Vorsegel) gefahren. Das reichte aus um, je nach Welle Geschwindigkeiten bis zu 12 Knoten zu erreichen!!! Die höchste Surfgeschwindigkeit waren 13,3 Knoten. Die Wellen kamen von schräg hinten angerollt und waren oft höher als unser Schiff. Daran musste man sich auch erst einmal gewöhnen. Ansonsten war unsere durchschnittliche Geschwindigkeit ca. 6-7 Knoten, schätze ich. Und das, wie gesagt, nur mit dem Vorsegel.

Durch dieses Geschaukel und Gerüttel der Wellen ging es mir die ersten beiden Tage nicht besonders gut. Auch nicht so ganz schlecht, aber doch so dass ich nicht wirklich essen mochte und ziemliche Kopfschmerzen hatte. Aber – das war dann ab dem dritten Tag vorbei. Das kenne ich ja schon und ich wußte, dass ich mich darauf verlassen kann. Die Nachtwachen gingen gut und ich muss sagen, dass ich keine Angst hatte, dass unser Schiff das nicht schafft. Berthold und ich haben uns nachts alle vier Stunden abgewechselt. Meine Schicht war von 22 Uhr bis 2 Uhr und von 6 Uhr bis 10 Uhr. Tagsüber haben wir geschlafen, wie es sich ergeben hat.

Heute, am späten Nachmittag gegen 17 Uhr, einen Tag früher als erwartet, sind wir glücklich in La Garciosa angekommen. Wir ankern in einer wunderschönen Ankerbucht. Auf der einen Seite La Graciosa auf der anderen Seite Lanzarote. Der Mond ist voll und lacht uns aufs Schiff. Wir hatten einen traumhaften Sonnenuntergang und genießen den Abend. Berthold hat sich eine dicke Zigarre angesteckt und einen ordentlichen Rum gegönnt. Das hat er sich verdient.

Dieser Beitrag wurde unter 07/2014 bis 05/2015, Uncategorized veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

6 Antworten zu 608,96 sm auf dem Atlantik – Ziel: La Graciosa

  1. Cornelia Garrecht schreibt:

    Noch ein Nachtrag: vielen Dank für die schönen Ansichtskarten! Ich freue mich schon auf die Nächsten … LG, Conny

  2. Cornelia Garrecht schreibt:

    noch`n „s“

  3. Cornelia Garrecht schreibt:

    Wenn das mal kein Abenteuer ist… Bei der nächsten Delphinbegegnung bitte mal kurz an mich denken, und Grüße bestellen. Erholt Euch gut, passt auf Euch auf, und habt vieeeel Spaß! Kus, Conny

  4. Christina Blum schreibt:

    Das war mann ne richtig staiffe briiise!! WOW!!! Gerne hätte ich mit Dir im Netz gehangen und das Erlebnis geteilt. Sind auf die nächste Etappe gespannt!!

  5. Maria schreibt:

    Geschafft!! 🙂

  6. Rum van Buddelen schreibt:

    Heldenzigarren dürfen auch mal unordentlich sein! Long John Silver

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